Nach dem Booster geht es jetzt in dem zweiten Teil meiner kleinen Serie mit einem weiteren Effektpedal-Klassiker weiter, dem Overdrive.
Ein Overdrive dient dem Namen nach dazu, einen bereits verzerrten Verstärker noch weiter in die Verzerrung zu treiben. Dies ist notwendig, wenn der Verstärker alleine nicht ausreichend viel Verzerrung hergibt oder man zwischen zwei unterschiedlichen Zerr-Stärken auf Knopfdruck wechseln will. Prinzipiell wäre dies auch mit einem Clean Booster möglich, der Overdrive bietet aber mehr Möglichkeiten.
Grundsätzliche gibt es drei Varianten einen Overdrive zu verwenden:
- Als Booster vor einem bereits (leicht) verzerrten Verstärker dient er dazu, das Signal anzuheben und so den Verstärker weiter in die Verzerrung zu treiben. Hierzu wird das Gain des Overdrive auf Minimum gestellt und das Volume / Level sehr hoch. Es wird dabei aber – anders als bei einem Clean-Booster – nicht linear verstärkt, sondern die für den Einsatzzweck gewünschten Frequenzen betont und andere vermindert. Der bekannte Tube Screamer zum Beispiel mildert die tiefen Frequenzen ab, wodurch der verzerrte Klang weniger matschig wird. Gleichzeitig hebt der die oberen Mitten an, was der Gitarre mehr Durchsetzungskraft im Mix gibt. Mit diesen Eigenschaften wird der Tube Screamer gerne als Booster für eine High-Gain-Metal-Rhythmusgitarre eingesetzt.
- Als Verzerrer kann der Overdrive auch vor einem cleanen Verstärker benutzt werden. Für diese Verwendung ist vor allem das Gain des Overdrives sehr hoch eingestellt, das Volume / Level eher so, dass sich durch das Pedal kein Lautstärkesprung ergibt. Der Overdrive ist dann alleine für die Verzerrung zuständig, wie man es normalerweise eher einem Distortion-Pedal zuschreibt. Hier sieht man schon: Der Übergang zwischen Overdrive und Distortion Effekten ist fließend. Typischerweise bietet ein Overdrive weniger maximale Verzerrung und oftmals haben Distortion-Pedals auch eine umfrangreichere Klangregelung.
- Als Overdrive betrieben befindet man sich in einer Mischung zwischen den beiden oberen Verwendungsn – dies ist die ursprüngliche und namensgebende Verwendung. Es wird hierbei vor allem die Verzerrung des Verstärker vergrößert, aber auch eine eigene Verzerrungen hinzugefügt. Dazu werden Gain und Volume / Level beide je nach Geschmack hochgedreht. Dies ist sinnvoll, wenn man nicht nur die Stärke, sondern auch den Charakter der Verzerrung des Verstärkers etwas modifizieren will.
Bekannte / typische Overdrive
- Ibanez TS9 Tube Screamer
Gedämpfter Bass, betonte obere Mitten, ca. 130,- EUR - Maxon OD-808
Ähnlich Tube Screamer, ca. 125,- EUR - Electro Harmonix Soul Food
Klon Centauer Clone, ca. 90,- EUR - Boss SD-1 Super Overdrive
ca. 50,- EUR - Boss BD-2 Blues Driver
ca. 90,- EUR
Auf meinem Pedalboard
Ich verwende zur Zeit das Greenhouse Effects Golddrive im Booster-Betrieb. Es schiebt den auf rockigen Crunch eingestellten Drive-Kanal meines Röhrenverstärkers in den Bereich High-Gain-Metal. Das Golddrive beschneidet die Bässe etwas, wodurch das Signal straffer wird. Mit dem Gold-Regler füge ich außerdem einige obere Mitten hinzu.