Delay – Effektpedal Grundlagen

Im dritten Teil meiner Serie geht es um das Echo, die Wiederholung des Gitarrensignals, auch bekannt als der Delay Effekt. Die unterschiedlichen Bauweisen spiegelt dabei die technische Entwicklung wider und wegen ihrer charakteristischen Eigenarten sind alle Formen des Delay auch heute noch interessant.

Technische Entwicklung

Den Anfang machte das Tape-Delay in den 1960er Jahren. Dies ist ein Tonbandgerät bei dem ein Stück hinter dem Schreib-Kopf ein Lese-Kopf sitzt. Dadurch ergibt sich eine zeitliche Verzögerung, die von dem Abstand der beiden Köpfe und der Bandgeschwindigkeit abhängt. Zunächst wurde dazu wohl einfach das im Aufnahmestudio vorhandene Tonband benutzt, später kamen dazu spezielle Geräte auf den Markt. Aufgrund des analogen Tonbandes klingen die Wiederholungen etwas dumpfer als das Original und bei Schwankungen der Bandgeschwindigkeit kommt noch ein modulationsartiges Leiern dazu.

Mit dem Analog Delay folgten in den 1970ern deutlich kompaktere Geräte mit komplett elektrischen Bauteilen und ohne bewegliche Teile wie einem Tonband. Der dafür notwendige Bauteil ist ein analoger Bucket-Brigade Chip.

Es folgte das Digital Delay in den 1980ern. Hierbei wird nun das Signal mit einem DA-Wandler digitalisiert, in einen kleinen Speicherchip abgelegt und kann das auch nach einer von einem digitalen Timer bestimmten Zeit mit einem AD-Wandler wieder hergestellt werden. Hierbei gibt es keine Verschlechterung des Signals mit der Zeit. Das Digital Delay war sofort ein großer Erfolg, da erstmals sehr klare, originalgetreue Wiederholungen möglich wurden. Es gibt zwar einen theoretischen Klangverlust durch die AD/DA-Wandlung, mit ausreichend hoher Auflösung spielt der in der Praxis aber keine Rolle – wie bei den vielen anderen digitalen Effekten und Aufnahmemethoden heutzutage.

In neuerer Zeit kamen Effekte auf den Markt, die digital arbeiten, dabei aber versuchen den Ton eines Analog Delay oder eine Tape Delay per DSP nachzubilden. Ich möchte sie Modelling Delay nennen. Einen offiziellen Namen scheint es dafür nicht zu geben. Da die Digitaltechnik inzwischen billiger ist als ein analoger Aufbau, gehören einige als „Analog Delay“ beworbene Effektpedale eigentlich in diese Kategorie, es sind Modelling Delay mit einem Analog Voicing.

Regler

Die meisten Delay-Effekte haben drei Regler, die je nach Pedal allerdings unterschiedlich benannt sind.

  • Delay / Time : Hiermit wird die Dauer der Verzögerung eingestellt, also wie weit hinter dem Originalton der vom Effekt verzögerte Ton kommen soll. Je nach Bauweise des Pedals sind typischerweise Werte von 0 bis 600 ms (bei einem analogen Delay) oder bis zu 2000 ms / 2 Sekunden (digitales Delay) möglich.
  • Feedback / Repeats / Regen : Mit diesem Regler lässt sich die Anzahl der Wiederholungen einstellen. Durch die Rückkopplung des Ausgangssignals auf den Eingang wird das Signal nicht nur einmal wiederholt, sondern öfter, jede weitere Wiederholung ist dabei etwas leiser als die vorherige. Bei einem sehr niedrigen Wert hört man eine Wiederholung, dann werden es mehrere die zunehmen auch lauter sind, bis es bei hohen Einstellungen zu eine Selbstoszillation kommt und sich ein Ton zu einem ewigen Klangteppich aufschaukelt.
  • Level / Mix : Mit diesem Regler stellt man ein, wie stark das verzögerte Delay-Signal im Vergleich zum Original sein soll. Meist reicht der Regelweg von 0 bis 100 % also von nicht hörbar bis genau gleich laut. Wenn das Delay Pedal allerdings vor einem verzerrten Verstärker sitzt, muss man es deutlich niedriger regeln, damit es gut klingt, hier können schon 10% ausreichen.

Dazu können dann noch weitere Dinge kommen. Bei einem digital gesteuerten Delay beliebt ist z.B. ein Tap-Tempo Taster, mit dem sich das Tempo eines Musikstücks einstellen lässt. Das geht dann ganz einfach, indem man im Takt mit dem Fuß auf dem Taster tippt. Zusammen mit einer Subdivision Auswahl kann man dann das Delay zum Beispiel auf Achteln oder Triolen im Takt verwenden.

Verwendung

Für den Delay-Effekt gibt es unterschiedliche Verwendungen, besonders typisch sind die folgenden vier:

  • Doubling : Das Ziel ist hierbei die Gitarre voller klingen zu lassen. Dazu stellt man die Delay-Zeit auf ca. 25 bis 75 ms und das Feedback weit runter, sodass nur eine Wiederholung stattfindet. Der Level darf dafür hoch sein, auch ein 100% Mix kann verwendet werden.
  • Slapback : Diese Methode ist ähnlich dem Doubling und wurde/wird gerne im Rock and Roll / Rockabilly eingesetzt. Wie beim Doubling sollte es nur zu einer Wiederholung kommen, diesmal aber zu einer klar wahrnehmbaren. Daher finden Zeiten im Bereich 100 bis 200 ms Verwendung. Der Level ist eher etwas niedriger einzustellen, meist unter 80%.
  • Reverb : Um einen Raumhall zu simulieren gibt es einige andere Methoden, aber auch mit einem Delay ist es machbar. Hierzu muss die Zeit wieder sehr kurz sein (unter 30 bis 60 ms), diesmal aber mit einem höheren Feedback, sodass es zu mehr Wiederholungen kommt – aber aufpassen, dass es nicht zur Selbstoszillation kommt. Der Level sollte nicht zu hoch sein, 10-30% sind ein brauchbarer Wert.
  • Langes Delay : Dieses wird üblicherweise an das Tempo des Liedes angepasst. So wäre eine Delayzeit von 500 ms bei einem Lied mit 120 bpm genau im Takt der Viertel. Hier kommen der Tap-Tempo und Subdevision-Regler sinnvoll zum Einsatz und es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten.

Bekannte / typische Delay

Auf meinem Pedalboard

Derzeit benutze ich das MXR M169 Carbon Copy, da mit der eher warme Ton der Wiederholungen gefällt. Ich verwende es wie ein Reverb, da meine beiden Laboga Verstärker keinen eingebauten haben. Zuerst hatte ich ein digitales Reverb-Pedal, das auch gut funktioniert hat, aber ich wollte gerne eine analoge Lösung haben. Aus Neugier habe ich inzwischen einige analoge Delays getestet, viele sind mir aber trotz der analogen Bauweise zu steril, obwohl sie sonst sehr gut funktionieren z.B. das Seymour Duncan Vapor Trail oder das Valeton AD-10. Nur die Vox Tone Garage Double Deca Delay war noch wärmer, das war dann aber auch mir zu viel des Guten.

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