Alle angehenden Gitarristen kennen dieses Problem: Wenn man anfängt, Gitarre zu lernen, dann tun einem erst einmal die Fingerkuppen weh. Die Haut an den Fingern muss sich an die Belastung durch die doch ziemlich dünnen und harten Gitarrensaiten gewöhnen und bis dahin dauert es etwas. Konkret habe ich in meinem ersten Jahr 3 Stadien der Fingerkuppen beim Gitarre lernen erlebt:
- Ganz am Anfang hat man normale, weiche Haut. Teilweise tut das Greifen der Saiten schon nach 10 Minuten weh und wenn man es übertreibt, blutet es sogar. Doch soweit sollte es nicht kommen, die Tipps dazu gibt es weiter unten.
- Nach einigen Monaten regelmäßigem Spielens hat sich Hornhaut gebildet. Damit tut es nicht mehr weh, das ist gut und man kann mehr üben. Aber es sieht nicht schön aus und man hat auch weniger Gefühl in den Fingerspitzen.
- Nach vielen Monaten regelmäßigem Spielens, vielleicht einem halben oder ganzem Jahr haben die Fingerkuppen ein feste „Polsterhaut“, Horn ist nur noch minimal vorhanden. Die Haut reißt nicht ein, tut nicht weh und hat trotzdem Gefühl. Damit ist das praktische Endstadium für einen Gitarristen erreicht.
Doch was kann man als Anfänger machen um ohne größere Probleme bis zu der dritten Stufe zu kommen. Hier meine fünf Tipps:
- Leicht Greifen. Gerade am Anfang drückt man viel zu stark auf die Saiten. Das ist verständlich und ging mir auch so: Die Saite klingt nicht und man will es durch mehr Druck ausgleichen. Aber das ist falsch, man verstimmt den Ton dadurch sogar etwas. Wenn eine Saite nicht richtig klingt, dann meistens weil man sie an der falschen Stelle greift oder der Finger falsch aufliegt. Präzision statt Kraft ist die richtige Lösung.
- Regelmäßig spielen. Die Haut reagiert auf die Beanspruchung und zu lange Pausen lassen die Erfolge wieder schwinden. Spiele am besten jeden Tag oder zumindest jeden zweiten.
- Kurze Spielphasen. Wenn die Finger weh tut, solltest du aufhören. Vom Übungseffekt her ist es ohnehin besser zweimal am Tag zehn Minuten zu üben als einmal eine halbe Stunde.
- Pflege-Creme. Damit die Haut trotz Beanspruchung nicht reißt, braucht sie Feuchtigkeit. Ich habe früher nie Cremes benutzt, aber jetzt als Gitarrenspieler bekommen meine Hände jeden Tag etwas Pflege. Ich verwende alverde Bio-Calendula Handcreme von dm und bin damit sehr zufrieden.
- Dünne Saiten. Je dicker die Saiten, desto höher muss ihre Spannung sein und um so mehr Druck bekommen die Fingerkuppen ab. Lass dir nicht einreden, dass dickere Saiten wichtig für den Klang wären. Am Anfang zählt vor allem, dass man überhaupt spielt / spielen kann. Ich habe mit 9er Saiten auf Gibson-Mensur angefangen.
Und noch ein Zusatztipp, wenn du bereits Bendings spielst:
- Verwende zum Bending so viele Finger wie möglich. Ich nehme am liebsten den Ringfinger, da unterstützt dann der Mittelfinger und bei langsamen Spiel / starken Bendings auch noch der Zeigefinger. Wenn ich mit dem Mittelfinger bende unterstützt der Zeigefinger. Wenn du den Druck auf zwei Finger verteilst ist er nur noch halb so stark.
Danke, das sind gute Nachrichten, da ich schon aufhören wollte. Meine Finger fühlten sich wie taub an und ich hatte kein Gefühl mehr drin. Da wollte ich schon aufgeben. Vielleicht mache ich doch noch weiter.
Vielen Grüßen
Seit kurzem bekomme ich Gitarrenunterricht und mir tun auch jedesmal die Fingerkuppen weh. Vielen Dank für deine tollen Tipps. Ich merke auch, dass ich immer viel zu fest die Saiten drücke. Ich werde deine Tipps im nächsten Gitarrenunterricht beherzigen.
Seit mein kleiner Bruder angefangen hat, Gitarre zu spielen, tut ihm die Hand sehr weh. Er hat so große Probleme mit seiner Hand, dass er erwägt, einen Arzt für Handchirurgie aufzusuchen, um eine eventuelle Behandlung zu besprechen. Vielleicht übt er zu viel Druck auf die Saiten aus. Es ist gut zu wissen, dass man keinen Druck braucht, sondern Präzision. Ich werde den Artikel an ihn weiterleiten, hoffentlich kann er bald wieder schmerzfrei spielen.
Ich habe vor 1,5 Monaten angefangen. Und habe bereits überall Hornhaut. Klar tut es bisschen weh. Aber ich spiele, wie heute den ganzen Tag. Am nächsten Tag tut nichts mehr weh. Ich spiele fast alle Lieder die mir gefallen. Lerne gleichzeitig Melodie und Akkord. Melodie spiele ich aber lieber. Bei den Akkorden habe ich Probleme mit den Barree. Jetzt bin ich gerade ein bisschen am üben von den maj7 Griffen. Banding, Tapping, Pulloff und Slite hab ich schon durch. Da mein zukünftiger Ehemann mich unterrichtet, sind wir oft über 3 Stunden dran. Mehrfach die Woche. Er ist selbstständiger Berufsmusiker und Tontechniker, hauptsächlich Gitarrist. Hat 2 Bands. Wenn er keine Zeit hat, übe ich trotzdem jeden Tag viele Stunden. Er ist ja oft auf Konzerttour. Da bleibt viel Zeit. Und als Posaunenchor Leiterin und Flötistin habe ich ja paar Vorkenntnisse, was viel ausmacht beim lernen eines neuen Instrumentes. Aber Deine Tipps sind schon sehr gut. Nur finde ich, es dauert zu lange, bis man wenigstens zum Hausgebrauch spielen kann, wenn man nur eine halbe Stunde pro Tag oder alle 2 Tage übt. Man möchte doch voran kommen. LG Verena