Ich spiele jetzt seit vierzehn Monate E-Gitarre und es macht wirklich viel Spaß. Meine Erfahrungen möchte ich mit euch teilen. Vielleicht ist es für den ein oder anderen Anfänger interessant, wie ein erstes Jahr laufen kann. Hier also mein Rückblick auf mein erstes Jahr.
Der Anfang liegt streng genommen schon über 20 Jahre in der Vergangenheit. Damals mit 18 hatte ich schon einen Versuch unternommen, dieses tolle Instrument zu lernen. Doch trotz schlauer Bücher und Lehrer wollte es nicht klappen – vermutlich war ich einfach noch nicht ehrgeizig genug, was das Üben angeht. Jedenfalls stand die Gitarre nach ein paar erfolglosen Jahren nur rum und wurde viel später endlich verkauft. Übrig blieb noch die wage Erinnerung an ein paar Akkorde, aber im Prinzip musste ich noch einmal komplett von vorne anfangen.
Vor gut einem Jahr war die Zeit dann endlich reif. Mit 42 Jahren kaufte ich mir die früher für mich unbezahlbare Traumgitarre (eine Gibson Les Paul) und einen kleinen Yamaha THR 10X Übungsverstärker und los ging es. Und anders als damals, fand ich diesmal tolle Anleitung in Form von YouTube Videos. Die ersten vier Monate verbrachte ich mit dem Beginners Course von JustinGuitar.
Gleich im ersten Monat lernte ich damit einfache Songs und sofort war sehr viel Motivation dabei. Anfangs versuchte ich ein- bis zweimal am Tag zu spielen, damit sich die Finger daran gewöhnen. Und Gewöhnung war notwendig, denn die Fingerkuppen taten mir oft schon nach 10 Minuten weh! Nebenbei probierte ich auch Yousician. Das machte Anfangs auch viel Spaß, aber irgendwo in den mittleren Lektionen kam es an seine Grenzen. Es kontrolliert nicht alle notwendigen Details des Spiels und verführte mich damit zum schlampigen Spielen, deshalb hörte ich auf es zu nutzen.
Ab dem zweiten Monat hatten sich meine Finger an die Saiten gewöhnt und ich hatte eine entspannte Haltung gefunden, mit der ich vor allem im Stehen spielte. Rumsitzen passt für mich nicht so richtig zur Rockgitarre und ich sitze schon genug im Büro. Neben dem Kurs probierte ich ein paar andere Lieder, unterschiedliche Plektren und auch Saiten aus, bis ich meinen aktuellen Standard mit den Pickboy Pos-A-Grip Ultem und den D’Addario 10-46 Balanced Tension fand.
Im fünften Monat bekam ich dann etwas Schmerzen in der Hand. Generell bin ich leicht anfällig für Sehnenprobleme und ich hatte es wohl übertrieben und zu verkrampft gegriffen. Nach zwei Wochen Spielpause war es zum Glück wieder ok. Um sicherzugehen, dass ich alles richtig gelernt hatte und evtl. vorhandene Lücken zu schließen, suchte ich mir einen Gitarrenlehrer. Es war gut zu hören, dass meine ersten Schritte alleine doch ordentlich gelungen waren. Mit dem Lehrer arbeitete ich an meiner Rhythmik, der Betonung beim Strumming, lernte den Blues-Shuffle und erste Power Chord Songs. Gleichzeitig belohnte ich mich für das Vollenden des Beginners Course mit einem ENGL Gigmaster 15 Watt Röhrenverstärker, einer ENGL 1×12 Vintage 30 Box und den ersten Effekt-Pedalen: MXR Black Label Chorus und Greenhouse Effects Nobrainer Distortion – noch immer meine beiden liebsten Effekt-Pedale.
Es ging weiter ziemlich schnell voran und so suchte ich mir im sechsten Monat einen anderen Gitarristen zum Jammen. Per ebay Kleinanzeigen fand ich jemanden in der Nähe mit ein paar Jahren mehr Erfahrung. Zusammen fingen wir an, einfache Lieder von AC/DC zu dem Original oder Backingtracks zu spielen, er Lead, ich Rhythmus. Das fühlte sich schon richtig gut an, so wie ich es mir vorgestellt hatte, machte viel Spaß und Lust auf mehr.
Nach acht Monaten kam dann eine große Überraschung: Eine Hobbyband in der Nähe suchte einen neuen Gitarristen. Ich war mir zwar nicht sicher, ob ich schon so weit wäre, aber probieren geht über studieren. Also lernte ich drei geeignete Lieder und fuhr zu meiner ersten Bandprobe. Und tatsächlich durfte ich einsteigen. Da gleichzeitig auch mein Lehrer wegen andere Kurse keine Zeit mehr für den Einzelunterricht mit mir hatte, verbrachte ich das letzte Viertel des ersten Jahres damit, für die Band Lieder zu lernen. Es wurden acht Rock Klassiker die wir zusammen coverten. Wir passten Details an, ließen Gitarren-Soli weg und vereinfachten schwierige Stellen, bis es für alle klappte. Es machte viel Spaß, die Lieder nicht nur einfach mitzuspielen, sondern sie sich wirklich zu eigen zu machen und zum Beispiel rockiger zu spielen als das Original.
Nach elf Monaten hatte sich das neue Hobby Gitarre bei mir so verankert, dass ich diesen Blog dazu startete. Es gibt viel zu entdecken, zu lernen und natürlich macht es Spaß auch darüber zu lesen, zu reden oder zu schreiben. Denn noch immer brauchen die Finger hin und wieder eine Pause, der Kopf ist aber weiter beim Thema.
Nach gut einem Jahr – genau waren es dreizehn Monate – gab es nun als krönenden Abschluss das erste kleine Konzert. Die Band spielte im Rahmen einer Geburtstagsparty vor Freunden. Schon der Aufbau des Equipments und der Soundcheck zwei Tage vorher waren ein besonderes Erlebnis. In einer größeren Halle zu stehen und zu spielen ist noch einmal etwas anders als im kleinen Probekeller. Beim Konzert war ich dann doch ziemlich aufgeregt, hatte etwas zittrige Finger und habe mich dann auch in jedem Lied ein oder zwei mal verspielt. Aber wir sind gut durchgekommen, dem Publikum hat es gefallen und trotz der Aufregung und Anstrengung hat es auch Spaß gemacht. Insgesamt war es ein schöner krönender Abschluss für mein erstes Jahr mit der E-Gitarre. Ich bin mir sicher: im zweiten Jahr wird es spannend weitergehen.
Nachtrag: Inzwischen gibt es den Bericht über mein zweites Jahr.